Sie sind Minimalist? Oder doch nicht so recht? Noch nicht oder nicht Ihr Ding?

Wo ich auch hinsehe und -höre, überall wird heute über Minimalismus geredet. Minimalismus als Gegenentwurf zu unserer Konsumgesellschaft, in der immer mehr und immer Neues zu erwerben als einzig befriedigender Lebensstil propagiert wird. Erstmal erfrischend, und vielleicht auch ein Lösungsansatz für viel mehr als unsere persönliche Situation.

Aber auch wenn der Ansatz enorm vielversprechend ist, es gibt auch hier, wie überall, eine Schattenseite und Gefahr. Wenn der Leitgedanke des Minimalismus das bisherige Mantra in sein genaues Gegenteil verwandelt, also: je weniger desto besser, heißt es aufpassen.

In einigen Kreisen wird der Kult des Minimalen so gründlich betrieben, dass die Notwendigkeit eines jeden Gegenstandes einzeln zur Diskussion steht. Im Extremfall wird durchgezählt. Zahlen als Grenzwerte? Bin ich ein besserer oder erfolgreicherer Minimalist wenn ich mit 200 statt 500 Besitztümern auskomme? Zählen wir die Löffel einzeln? Ist das wirklich die versprochene Freiheit und Entspannung? Oder womöglich noch immer eine materialistische haltung, nur mit umgekehrtem Vorzeichen: Guck mal, ich hab’ weniger als Du!

Wenn ich nur noch 3 T Shirts und 2 Paar Jeans besitze, entstehen ganz neue Herausforderungen. Vielleicht wird die Waschmaschine nicht mehr voll. Oder ich habe nichts anzuziehen für den Abend im tollen Tangoclub. Na ja, Tango tanzen ist ja auch nicht unbedingt nötig, oder? Und die Waschmaschine, kann die nicht auch gleich mit weg?

Meine Idee von einfacher leben ist das nicht wirklich, aber ich kann verstehen wie es passiert. Wer anfängt zu entrümpeln merkt recht bald wie gut sich das anfühlt. Das Leben wird klarer und leichter, der Überblick kommt, das Bewusstsein wächst. Dem Moment des Loslassens wohnt oft ein Zauber inne, und zu beobachten wie immer mehr Platz und Ordnung entstehen, erzeugt oft Gefühle von Zufriedenheit und Befreiung.

Aber wann ist es auch damit genug? Wenn dann so ein Buzz Word wie Minimalismus entlang kommt und klare Antworten verspricht, ist das attraktiv. 500 Teile ist zumindest mal eines: eine klare Ansage. Weniger präzise, aber vermutlich sinnvoller sind Definitionen wie: “nur noch das Wesentliche” oder “nur noch was ich unbedingt brauche”. Das klingt gut, aber ist es optimal für Sie?

Wer das für sich selbst herausfinden möchte, bleibt vielleicht besser vorsichtig mit großen Labeln und Definitionen. Das persönliche Optimum zu suchen und zu finden ist ein Prozess. Es macht durchaus Spaß, erfordert aber auch einige ehrliche Fragen an sich selbst.

Am besten erinnern Sie sich an dieser Stelle zurück an Ihre Beweggründe. Warum wollten Sie denn ein einfacheres, weniger zugestelltes Leben? Was waren die tieferen Gründe und Sehnsüchte hier? Was macht Ihnen einfach Freude?

Mehr Zeit mit Familie und Freunden? Wieviele werden es denn mal so um den Tisch herum? Dann lassen Sie besser die ausreichende Menge an Geschirr im Schrank.

Ich mag zum Beispiel Pflanzen um mich herum, auch im Innenbereich. Sie zu pflegen und anzuschauen macht mir wirklich immer wieder Freude, ob es eine einzelne Blüte ist, oder eine riesige Grünpflanze, die sich bis fast zur Zimmerdecke streckt. Und so besitze ich eine kleine, aber feine Sammlung von Vasen und schöne Töpfe in verschiedenen Größen. Minimalistisch ist das eher nicht, aber schön! Und nein, ich werde sie nicht zählen!

Was ist für Sie optimal? Wo verlangen Ihre Seele oder ihr inneres Kind Mitspracherecht, und wo möchten sie alles loswerden, was nicht unbedingt gebraucht wird?

Dieses Optimum zu erreichen, das individuelle und persönliche Maß von GENUG, macht auch optimal zufrieden, egal wie man es dann nennen mag. Seien Sie achtsam, bestimmen Sie das Maß Ihrer Dinge bewusst selbst, und lassen Sie sich nicht zu sehr von trendigen Worten und Überzeugungen beeinflussen. Auch das ist Freiheit. Ihre.

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