Vor einiger Zeit hatte ich die Aufgabe nach einem Todesfall in der Familie eine Wohnung auszuräumen. Eine traurige, und nicht ganz einfache Aufgabe, aber auch eine Gelegenheit mal in aller Ruhe zu schauen, was sich da so im Laufe zweier langer Leben angesammelt hatte.

Beim Zusammenräumen und Sortieren fiel mir etwas Merkwürdiges auf: Doppelgänger, überall. Verschiedene Versionen des gleichen Gegenstandes, oft auch an ganz verschiedenen Stellen aufbewahrt. Mehr und mehr kam zusammen und schließlich wurde ich so neugierig, dass ich begann zu zählen:

8 Trockenrasierer
7 Lupen
11 Taschenlampen
5 alte Mobiltelefone
3 DVD Spieler (2 funktionierende, 1 kaputter)
12 USB sticks
8 Verlängerungskabel mit Mehrfachsteckdosen
2 Geschirr Sets plus 17 extra Teller
2 Bestecke + extra Einzelteile (an die 30 kleine Löffel)
4x 6er Sets von Kristallgläsern für verschiedene alkoholische Getränke plus extra Gläser
7 Gemüseschäler
4 Dosenöffner, 1 elektrisch
3 Messerschleifgerätschaften verschiedenen Stils
18 Tuppertöpfe
35 Handtücher
68 Schreibstifte, davon 28 Kugelschreiber, 8 Bleistifte, 17 Filzschreiber, 8 Marker, 4 Allesschreiber und 3 wertvolle Füllfederhalter mit Goldfeder
15 einzelne Schraubendreher + Set
5 kleine Hammer
unzählbare Mengen an Schrauben, Nägeln, kleineren Metallstiften, Dübeln, Dichtungsringen, Haken, Unterlegscheiben und diversen Kleinteilen dieser Art
53 Nähnadeln
42 Garnrollen in verschiedensten Farben
143 Knöpfe
5 Fingerhüte
3 Pakete Heftklammern

Dann war ich’s leid.

Doppelt? Na ja, eher Wildwuchs, oder? Das Wildeste ist aber, dass solche Ansammlungen gar nicht außergewöhnlich sind. In der Regel eher unsichtbar, selten gezählt oder bewusst gehortet, aber mehr oder weniger ‘normal’.

Warum machen wir das? Warum geben Menschen ihr wertvolles Geld dafür aus, Dinge zu kaufen, die sie bereits besitzen, bereits mehrfach besitzen? Das sind keine Fehlkäufe, sondern nochmal ein ganz anderes Phänomen. Aber im Resultat kommt’s auf’s Gleiche raus. Die Sachen liegen da, selten oder komplett ungenutzt, und nehmen viel Platz weg.

Natürlich erwirbt jeder hier und da mal eine bessere, schönere oder neuere Version eines Gegenstandes oder Geräts. Aber wieso wird das Alte weiterhin aufgehoben?

Für den Notfall, grinst meine Schwester, als ich ihr davon erzähle. Macht sie auch hier und da. Ich auch? Nach einigem Nachdenken, ja! Ich habe noch ein altes Mobilfon falls mein Handy mal nicht tut; ich besitze mehrere Ladekabel sowohl für meinen Laptop als auch für’s Handy. Die habe ich schon mehrfach mal irgendwo vergessen, und das kann richtig ärgerlich sein. Es sind Entscheidungen die ich für sinnvoll halte, und die ich auch wieder so treffen würde.

Ansonsten habe ich dieses Doppel-Gemoppel irgendwann mal abgestellt, aber ich erinnere mich durchaus an die dazugehörige Denkweise. Der alte Kühlschrank im Keller, die alte Rosenschere in Reserve, oder verschiedene Exemplare vom selben Ding weil sie halt alle schön waren und was hatten.

Das mit den Notfällen hat sich jedoch immer als Illusion herausgestellt. Ging tatsächlich mal was kaputt, habe ich mir doch gleich wieder etwas Neues besorgt. Das alte Zeug war durch, sonst hätte ich es ja nicht ersetzt.

Aber jetzt bin ich neugierig geworden. Wo haben Sie Ihre doppelten Lottchen, oder gar die “multiplen Versionen von x”? Wissen Sie’s ohne nachzuschauen? Und wissen Sie noch, wie die Verdoppelung entstanden ist? Hält die “Notfall” Argumentation bei genauerem Hinsehen stand? Nehmen Sie dafür bewusst zusätzliche, oder zumindest viel vollere Schränke in Ihrem Leben in Kauf? Oder einen vollen Keller?

Vielleicht ist es doch nur das unwiderstehlich gute Angebot in der Kassenzeile, dass uns vergessen lässt, dass es zuhause sowas bereits gibt. Das Wecken der puren Kauflust?

Wer mag, kann es ja mal austesten: Wieviele Kugelschreiber, Handtücher, Löffel, Jeans oder Schraubendreher würden Sie spontan als ausreichend und optimal erachten? Und dann vergleichen Sie Ihre Antworten mit Ihrem aktuellen Bestand.

Wenn sich die Zahlen auch nur annähernd treffen, herzlichen Glückwunsch. Aber wenn auch Sie so einiges doppelt gemoppelt haben, ist die schlechte Nachricht: das ist nicht nur Mist in Fächern und Schubladen, es ist auch schlichtweg verbranntes Geld.

Suchen Sie sich Ihre optimale Menge raus, und schauen Sie dem Rest mal mutig ins Auge.

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